Maki trifft ein

Um die Langeweile zu überwinden, die sie seit Stunden geplagt hatte, versuchten sich Maki und Rena mit kleinen Spielchen abzulenken, aber nachdem bei ich-sehe-was-das-du-nicht-siehst-und-es-ist-blau bereits zum dritten Mal Wasser oder Himmel geantwortet wurde, schwammen sie nun schweigend dahin. Irgendwann wurden in der Ferne dunkle Flecken sichtbar und sie näherten sich dem Klippenwald, wie diese Route hier hieß. „Wenn wir das hier passiert haben, landen wir in Ignis City.“ „Ja, unser erster Anhaltspunkt. Von dort reisen wir über Land.“ Rena nickte und so durchschwammen sie den Klippenwald und seine gefährlichen Strömungen. Unterwegs sahen sie einige Pokémon, die abtauchten, sobald sie sich näherten. Maki war auf alles gefasst. Das letzte Mal, als er diese Route passiert hatte, wurde er von einem Strudel geschluckt. Hätte ihn sein damaliges Quabbel nicht gerettet, wäre er gnadenlos ertrunken. Mit diesem Vorwissen, hielten sie sich von gewissen Stellen fern, nutzten die Strömungen, um voran zu kommen.

Die Strömungen spuckten sie an einer ruhigen Stelle wieder aus. „Maki, das fühlt sich so anders an.“ „Gut möglich. Es ist eines der drei Stellen hier mit absoluter Strömungslosigkeit. Ein Felsen voller Löcher befindet sich unter uns. Darin leben Tiefseepokémon. Das hab ich gesehen, als ich mal…einen Ausflug hierher gemacht hab.“ „Können wir uns das ansehen? Bitte.“ „Nur kurz.“ Rena strahlte, hielt die Luft an und zusammen tauchten sie ab. Der Felsen lag im Halbdunkel, wurde jedoch von den leuchtenden Flossen unzähliger Finneon und Lumineon beleuchtet, die wie kleine strahlende Schmetterlinge in der düsteren Tiefe hypnotisch umher schwammen. Maki sah, wie beeindruckt Rena war. Er wusste, dass nachts die nachtaktiven Lampi und Lanturn hier herum wuselten, also waren diese Steine eigentlich immer von Leuchtquellen umgeben. Als Rena die Luft ausging, tauchte sie wieder auf. Maki entschied, das mit den Nachtaktiven nicht zu erwähnen, sonst wollte sie eventuell noch bis zum Einbruch der Dämmerung hier verweilen. Sie schwammen wieder in eine Strömung und ließen sich aus dem Klippenwald treiben. Von dort setzten sie den Rest der Strecke fort.

Nach nur etwa einer Stunde kamen sie am Strand südlich von Ignis City an. Sie holten ihre Pokémon dankend zurück und gingen über den Strand. Rena staunte über den weißen Sand und Maki erklärte: „Das liegt an dem Vulkan. Die meisten Strände, an denen Vulkane herrschen, sind weiß oder schwarz, also immer was Besonderes. Hier gibt es auch natürliche heiße Quellen um den Vulkan herum und die Stadt selbst macht sich den Vulkan auch auf vielerlei Weisen zunutze. Es heißt, Lavados soll darin leben und Menschen von Ignis City beschützen und unterstützen.“ „Lavados? Is das nicht dieses legendäre Pokémon, das in Vulkanen der ganzen Welt lebt und sich von der Lava ernährt?“ „Wer weiß ob das stimmt. Nun komm.“ Rena nickte und folgte Maki Richtung Ignis City. „Bevor wir der Arena einen Besuch abstatten, sollten wir ein Badehaus aufsuchen und unsere versalzenen Klamotten wechseln.“ Rena stimmte zu. Die Badehäuser in Ignis City waren natürliche heiße Quellen, die einfach instandgehalten wurden. Die beiden trennten sich auf und Maki sank kurz darauf ins kribbelnd heiße Wasser. Er wollte sich mental darauf vorbereiten, der Arenaleiterin zu begegnen. Es war nicht so, dass er sich nicht mit Soliana verstand, vielmehr kam er mit ihrem Temperament nicht immer zurecht. Aber gut, er wurde von den anderen Arenaleitern manchmal auch für seltsam gehalten. Nach dem Bad trafen sich die beiden wieder draußen und machten sich über den großen Marktplatz auf den Weg. Im Sinne, so viel Zeit aufzuschieben wie möglich, lud er Rena in ein Café ein und zog mit ihr sogar durch die vielen Boutiquen. Die Blicke, die seine Kleidung auf sich zog, ignorierte er dabei geflissentlich. Als es dann schon später Nachmittag wurde, blieb ihm nichts anderes mehr übrig und er wurde von Rena an den Stadtrand komplimentiert, wo die Arena bereits wartete. Er seufzte und trat ein.

Soliana saß in de Arena und aß Chili als sie hörte wie sich Tür der Arena öffnete. Sie drehte sich um stellte die Schüssel hin.
'Uh ein Herausforderer~' dachte sie und sprang auf um nachzusehen wer da eben rein kam.
'Ah Maki besucht mich mal wieder' Soliana grinste und lief zu Maki.
"Hey Maki" sagte sie lächelte.
Ihr Lohgock, Fire, trat neben sie und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Auf seiner Schulter saß ein kleines Fynx welches müde gähnte und langsam einschlief.
"Und was gibt's neues~?" schnurrte die junge Arenaleiterin.

Als er hörte, wie er gegrüßt wurde, fuhr Maki kurz zusammen. Zuerst hatte er geglaubt, das große Lohgock vor ihm hätte gesprochen, dann aber bemerkte er im Augenwinkel jemanden. Solianas brennender Blick fixierte ihn belustigt und Lohgock starrte ihn misstrauisch an. Maki und Lohgock vertrugen sich noch weniger und er war froh, dass Soliana es nicht auf ihn hetzte.
"Hi, Soliana. Naja, Neues gibt´s nicht viel, außer dass ich meine Suche endlich beendet hab. Und was geht bei dir so?" versuchte er lässig das Eis zu brechen. Stattdessen klang es so, als hätte das Eis ihn eingefroren. Da er keine Antwort bekam, fuhr er fort, um die Peinlichkeit vielleicht noch zu überspielen:
"Ich schätze mal, du hast auch einen Brief der Top 4 bekommen. Dafür bin ich gekommen. Ich dachte, weil deine Stadt auf dem Weg liegt, gabel ich dich auf?" Er machte es mit einer Fingerpistole und einem Zwinkern nicht besser. Selbst Rena klatschte sich jetzt die Hand gegen die Stirn. Er bereute es, die Idee gehabt zu haben, sie zu fragen. Sie sah ihn immer noch mit unveränderter Miene an, was ihn immer nervöser machte. Er fragte sich, ob sie wusste, dass ihr etwas Rotes am Mundwinkel hing, was ihn von seiner Nervosität ablenkte. Zumindest reagierte Soliana endlich und erlöste ihn aus seiner peinlichen Starre.

"Ja ich hab den Brief bekommen. Ich wollte mich morgen früh gleich auf dem Weg machen. Hast'de Hunger? Ich hab eben Chili gemacht." Soliana grinste ihren Gegenüber an. Ihr Lohgock Fire nahm das kleine Fynx vorsichtig von seiner Schulter runter woraufhin es aufwachte und protestierte. Soliana nahm das kleine Fynx auf den Arm und streichelte ihm über den Kopf.
" Oh und viel neues gibt es bei uns auch nicht außer dass dieses Fynx hier vor einem Monat geschlüpft ist~" schnurrte die junge Arenaleiterin. Erst jetzt merkte sie dass ihr etwas Chili am Mundwinkel hing. Sie wischte sich das Chili weg und streichelte dem Fynx - welches inzwischen eingeschlafen ist- weiter über den Kopf.

Maki sah, wie sie sich das Chili abwischte und hörte daraufhin Renas Magen knurren. Er sah in ihre Richtung, aber sie drehte sich errötet weg. "Jah, ich nehm gern was von dem Chili. Ich merk grade, dass ich hungrig bin." Er hörte Rena irgendwas murmeln, überhörte es aber geflissentlich. Er folgte Soliana durch die Kampfhalle in die Räume hinter den Kulissen, wo es wirklich überall nach Chili roch. "Du hast wohl für ´ne Armee gekocht, was?" Er vernahm nur ein leises Lachen und setzte sich an den Tisch, an dem auch Solianas andere Pokémon saßen. Sie setzte sich ihm gegenüber und streichelte ihr Fynx, während ihr Lohgock zwei Schüsseln Chili an den Tisch brachte und in der Nähe stehen blieb, als wollte es sichergehen, dass Maki und Rena das Chili auch bis zum letzten Löffel wegputzten. Maki seufzte und begann zu essen. Rena hielt sich zurück, deswegen war Maki auch schneller fertig und begann sich mit Soliana zu unterhalten. Es war ein lockeres Gespräch und Maki wurde weniger angespannt. Er wollte mit ihr Reisen, also sollte er sich baldmöglichst überwinden. als es bereits dunkel war, verabschiedeten sie sich und Maki ging Richtung Pokémoncenter. "Ich weiß nicht, was jetzt daran so schlimm war..." meinte Rena. "Ich hab meine Gründe." wehrte er ab. "Sie ist doch nett." "Ich hab nie das Gegenteil behauptet." grummelte Maki. "Was ist es dann?" "Sie...sie erscheint manchmal ein wenig undurchsichtig, als ob sie etwas planen würde. Und ich kann ihr nicht in den Kopf sehen." "Sagt der Richtige. Du bist doch der, der immer Streiche plant. Und außerdem, deine Geisterfähigkeiten funktionieren nur bei simplen Personen. Das heißt doch nur, dass Soliana intelligent ist." "Sie ist mir zu ähnlich...das macht mich unsicher. Zufrieden?" Rena schmulte ihn von der Seite an. Er ignorierte es. Das hell erleuchtete Pokémoncenter kam in Sicht. Als sie durch die gläserne Schiebetür traten, blieb Makis Blick an jemandem haften, den er ebenfalls kannte, mit dem er allerdings besser konnte. Maki hatte sich bisher immer ganz gut mit ihm verstanden. Er wusste nicht genau woran es lag, hatte es oft genug versucht herauszufinden, aber hatte es letztlich aufgegeben und es darauf geschoben, dass beide Jungs waren - da er sich mit Jungs meist besser verstand. Dass er nicht gut mit Mädchen konnte, egal ob schlau oder dumm, schien ihm nicht ganz aufzufallen. Wie immer verschob er den Gedanken und hielt direkt auf den Tisch zu. "Felix, du Wüstenräuber. Was hat dich hierher verschlagen?" Felix sah auf und zog die Stirn kraus.

Hätte Maki nicht zuerst einen Namen erwähnt, hätte sich Rai wohl eher mit Wüstenräuber angesprochen gefühlt, der sich jetzt von Felix weg drehte, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
"Lange nicht gesehen, Maki. Was mich hierher bringt, kannst du dir gut vorstellen, nehme ich mal an." Felix zückte den Briefumschlag mit dem Siegel der Pokémon Liga. "Vorausgesetzt, du hast auch so einen Brief bekommen."
Rai schien sich beruhigt zu haben und versuchte sich in das Gespräch zu integrieren. Beim Blick auf das Stück Papier, das Felix zwischen seinen Fingern hielt, fiel ihm zum ersten Mal auf, dass er Felix Vorhaben zu der Reise nach Ignis City bisher nicht einmal hinterfragt hatte. Er schluckte allerdings seine Neugier hinunter, da Felix es ihm ohnehin erzählen würde, wenn er das für angebracht hielt.
"Und, hast du schon Soliana getroffen?", fragte Felix Maki.

Maki hörte auf, nach dem Brief zu suchen und sah Felix direkt an. "Ja, ich war kurz bei ihr und hatte ein wenig Chili. Sie will morgen aufbrechen. Sag bloß, du bist auch gekommen, um mit ihr zu sprechen?" Bevor Felix antworten konnte, fragte Rena: "Wer ist das, Maki?" "Ach ja, Felix, das ist Rena, meine Assistentin. Rena, das ist Felix. Er ist Arenaleiter von Sevilia City." Rena gab ihm die Hand und zeigte ihm ihren Elan, den auch Soliana bereits zu spüren bekommen hatte. "er sieht schlauer aus, als du." bemerkte sie und Maki knurrte: "Belesener, das auf jeden Fall." Rena grinste ihn breit an und Maki bereute es bereits, sie mit auf die Reise genommen zu haben. Sie war der reinste Fuchs in Menschengestalt...vielleicht war sie in ihrem letzten Leben ein freches kleines Rutena gewesen. Felix lachte leise und fand eine Gelegenheit, Maki zu antworten.

"Tatsächlich hatte ich vor, ihr einen Besuch abzustatten, wenn sie noch nicht selbst in Richtung Provenica aufgebrochen ist. Achja, ich habe euch ja auch noch nicht vorgestellt! Maki, das hier ist Rai, ein guter Freund von mir aus Kindheitstagen." Rai hustete in seine Hand und man konnte ihn ein unterdrücktes "bester Freund" sagen hören. Felix seufzte. "Ich korrigiere, bester Freund aus Kindheitstagen. Und Rai, du weißt ja, wer Maki ist..." Rai nickte nur und warf Maki einen bewundernden Blick zu. Felix schüttelte den Kopf, als wollte er sich von einem Gedanken befreien und kam wieder auf Maki zu. "Wie reist du eigentlich dann weiter?"

"Nun ich könnte alleine gehen, den Weg kenne ich ja, aber ich hab gedacht, je mehr desto besser, also hab ich Rena mitgenommen und dachte, weil es ja auf dem Weg liegt, gabel ich Soliana in Ignis City auf und reise mit ihr weiter. Wenn du willst kannst du ja mitkommen. Dann hätte ich wenigstens..." Maki unterbrach sich abrupt. Felix hob eine Braue. "Nicht weiter wichtig", fuhr Maki unbeirrt fort, "das Angebot steht, wir brechen morgen früh auf. Ich gehe besser in mein Zimmer, bevor das beste Bett vergriffen ist. Bis morgen vielleicht." Maki grinste breit und verabschiedete sich mit einer Fingerpistole. "Du hast heute echt einen nervösen Zeigefinger, was?" feixte Rena, aber Maki zischte nicht mal. "Und was zum Henker ist das beste Bett?" fragte sie im Flur des ersten Stocks. Aber sie wurde ignoriert. Maki war mal wieder in seine drei Kristalle vertieft.

"Was ist das beste Bett!?", rief Rai Maki ebenfalls hinterher, dieser reagierte nicht. Dann drehte sich Rai wieder zu Felix. "Willst du mit ihm reisen?" Er nickte. "Wenn er nicht allzu früh aufbricht, aber für gewöhnlich frühstückt er immer, bevor er sonst irgendwas macht, also verpassen werde ich ihn schon mal nicht." Felix schmunzelte. "Ich werde allerdings nicht mitkommen", sagte Rai in ernstem Ton. Felix war überrascht, dass er ihn nicht weiter begleiten würde, aber sah ein, dass er als Ranger Verpflichtungen in der Seviliawüste hatte. Über Nacht blieb er noch, aber am nächsten Tag schon um 5 Uhr in der Früh bestieg er wieder sein Libelldra und flog in südöstlicher Richtung davon. Felix setzte sich auf eine Bank im Pokémon Center, widmete sich seinem Buch, mit dem Jirachi auf dem Cover, und wartete darauf, dass Maki und Rena aus ihren Zimmern kamen.

Makis erwachen war ziemlich unsanft. Er hatte sich seit seiner Kindheit mit Geistern umgeben, also war die Nacht sein Reich. Dass er von der quirligen Rena noch vor acht Uhr morgens aus den Federn genervt wurde, gefiel ihm gar nicht. Zuerst hatte sie rumgebrüllt, dann war sie wie ein verrückt gewordenes Pachirisu durchs Zimmer gerannt und hatte sich am Ende auf Maki draufgelegt, mit den Ellbogen in die unsanftesten Stellen gebohrt. "Ist ja gut! Ich bin wach!" Rena rannte kichernd das Zimmer auf und ab, während sich Maki aus dem Bett quälte, in dem er lieber noch bis Mittag geschlafen hätte, und sich im Zombiemarsch ins Bad begab. Er prüfte sein müdes Gesicht, fuhr sich einmal durch die violetten Haare und nickte müde. Zusammen gingen sie die Treppe runter und trafen auf Felix, der in einem Buch las. "Hast du die ganze Nacht hier verbracht?" Keine Antwort. "Er ist wie du", bemerkte Rena, "deine Kristalle sind sein Buch. "Dann kriegt er ja alles mit. Yo, Felix, wir sind auf dem Weg in die Stadt. Ich brauch einen Wachmacher. Wir treffen uns in einer Stunde bei der Arena." Maki glaubte, ein kurzes Nicken gesehen zu haben und schlurfte aus dem Pokémoncenter in die grelle Vormittagssonne. "Und? Wo frühstücken wir?" "Mir egal, solange sie Pancakes mit Honweiselhonig haben." Und so hüpfte Rena vergnügt voraus. "Nicht zu fassen, dass sie eine Geistertrainerin ist." grummelte Maki und folgte ihr untot.
Selbst nach dem Frühstück sah Maki noch immer mehr wie ein Geist aus, als seine Pokémon, aber trotz der fetten Augenringe und der Menge an Müdigkeitsaura, die er ausstrahlte, war er fit genug, um einen Tag zu laufen. Rena strahlte puren Tatendrang aus, als sie die Arena erreichten. Soliana und Felix unterhielten sich, also machte Maki langsamer und zog an Rena, wie ein lethargischer Anker. "Warum bremst du mich aus? Steck mich nicht mit deiner Flegmonie an, klar?" "Sowas ist nicht ansteckend. Außerdem hättest du auch ohne mich frühstücken können." Sie funkelten sich an, bis sie angekommen waren und sich vergewisserten, ob alle aufbruchbereit waren. Rena entschied für alle positiv und ging voraus. Felix und Soliana folgten ihr und Maki trottete hinterher, als trüge er eine Eisenkugel mit der Aufschrift ICH BIN ZU MÜDE FÜR DIESEN MIST an seinem Bein.