Kaidan City und Umgebung

Kaidan City ist ein Krater dessen Rand stufenförmig nach unten verläuft. Auf den Stufen sind weiße Marmorgebäude erbaut, die die Mittagssonne reflektieren, aber gleichzeitig das Licht absorbieren, sodass sie in der Nacht noch ein unheimliches Leuchten von sich geben. Das Zentrum der Stadt ist eine Stufenpyramide, deren Betreten einst verboten war. Im Inneren befinden sich die Überreste einer uralten Religion. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf ca. 2000, Tendenz eher sinkend, da die hiesigen Geistpokémon sich zu viel Schabernack erlauben.
Kaidan City befindet sich im Süden der Geisterinsel, die die Bewohner Hekate nennen, nach der Frau, die als erstes diese Insel entdeckt hatte. Der Kern der Geisterinsel ist Kaidan City und der nahegelegene Spiritberg. Hier wächst nichts. Alle Bäume sind nur noch verdorrte knorrige Erinnerungen an ein einst florierendes Dasein. Gräser sind gelb, waren nie grün, soweit sich die Bewohner erinnern können. Doch der Rand der Insel ist ein Ring mediterraner Vegetation und einem goldenen Sandstrand, der nachts von geheimnisvollen Lichtern heimgesucht wird. Der Strand wird nur durch das Steilkliff des Spritbergs unterbrochen, das im Norden hoch über die Gischt aufragt.

Die salzige Seeluft wehte durch sein Haar, während er sich auf die Reling stützte und in der Ferne seine Heimat entdeckte. Er hatte einen kurzen Ausflug in den Süden gemacht, um das letzte Teil zu suchen, das er benötigte, um eine ziemlich glaubwürdige Legende Wirklichkeit werden zu lassen. Als das Boot endlich angelegt hatte, sprang er von Bord, noch bevor die Matrosen das Fallreep erreicht hatten. „Nette Kämpfe, danke Leute!“ rief er ihnen hinterher und kassierte nur böse Blicke. Maki lachte ausgelassen und verließ den Landesteg Richtung Wald. Es war kein sehr dichter Wald, verglichen mit dem weit im Norden gelegenen Dunkelwald, aber Pokémon huschten hier und dort durchs Unterholz. Diese Insel, auf der er lebte, war bekannt für seine überzähligen Geistpokémon und ein beliebter Anlaufpunkt für Gänsehautliebhaber und Horrorfans. Allerdings gab es in der einzigen Stadt auch eine Arena, also sah man ab und an auch normale Pokémontrainer, die sich hier einen von acht Orden verdienen wollten, um sich für die Pokémonliga qualifizieren zu können. Maki war der hiesige Arenaleiter und wurde von allen akzeptiert und respektiert. Häufig veranstaltete er Zaubershows mit seinen Geistpokémon – vor allem in der Touristensaison – und verdiente sich so das Geld, um zu verreisen. Da Maki ziemlich viel durchs Land reiste, war die Arena zu einem Drittel der Zeit geschlossen. Doch jetzt war er endlich wieder zurück.
Kaum hatte er die Arena erreicht, ein uralter ausgedienter Tempel mit trickreicher Innenausstattung, empfing ihn seine Assistentin. Rena war ein etwas abgedrehtes Mädchen mit einer Vorliebe für Feuerpokémon und einer Affinität für das Übernatürliche, das sowohl auf Maki, als auch auf seine Pokémon zutraf. „Maki…Ihr seid zurück.“ „Und gleich wieder weg, wenn du mich erneut nervst.“ „Keine Sorge, ich nerve nicht, eher das.“ Sie kramte in ihrem banetteförmigen Rucksack und fischte einen zerknitterten Brief heraus. Sie überreichte ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Maki sah auf die Frontseite und schluckte. „Die Pokémon Liga. Sie will ein Treffen mit allen Arenaleitern vereinbaren.“ erklärte Rena überflüssigerweise. „Kaum wieder da schon ruft die langweilige Pflicht. Maki öffnete seufzend den Umschlag und entfaltete den Brief. Er setzte sich neben Rena auf die Stufen und las den Brief laut vor.

Maki ging im Arenaraum auf und ab. „Als ich unterwegs war, hat sich niemand beschwert, aber jetzt wollen sie uns auftragen die Top 4 zu suchen?“ Rena verschränkte die Arme. „Naja, du warst ja auch rechtzeitig wieder da.“ „Trotzdem…hör dir das mal an: da bald eine neue Generation Pokémon-Trainer auf dem Weg ist, wollen wir die Arenen offiziell öffnen. In sechs Monaten wird die Pokémon Liga öffnen und bis dahin muss die Top 4 wieder einsatzbereit sein.“ „Ja und?“ Maki warf ihr einen empörten Blick zu und schnarrte: „Sechs Monate, Rena. Sechs Monate. Bis dahin finden die doch alleine wieder zurück.“ „Maki, du begreifst nicht. Keiner weiß, wo sie sind, also bekommen sie auch keine Briefe, demzufolge hat keiner eine Ahnung…“ Mit einem düsteren Blick schnitt Maki ihr das Wort ab und drehte sich seufzend zum Altar, der hinter dem Kampffeld stand. „Die Liga hat ihre Methoden, jemanden zu finden. Aber statt sich selbst zu bequemen, übertragen sie uns diese Aufgabe. Als ob ich nicht genug zu tun hätte.“ Rena legte ihm eine Hand auf die Schulter und beschwichtigte ihn: „Es sind fünf Offizielle der Liga. Wir sind acht Arenaleiter…darum haben sie das Treffen einberufen. Ihr müsst einfach entscheiden, wer genug Zeit und Mittel hat, nach Leuten zu suchen, die nicht mal die Liga findet.“ Maki ging auf den Altar zu und setzte sich zu Boden. Aus dem Nichts tauchte ein Haufen Pokémon auf, die ihn alle anstarrten. Alle tätschelten Maki und der knurrte. „Hört auf. Ich brauche keinen Trost. Ich bin nur genervt. Aber wenn ich meine Lizenz nicht verlieren will, muss ich eh auf die Liga hören.“ Maki seufzte und gebot Rena, ihm zu folgen. Beim Rausgehen steckte er seine Pokémon in ihre Bälle – nicht dass sie nicht versuchen würden, zu flüchten. Sie steckten ungern in den Bällen, aber außerhalb von Hekate sollten sie nicht frei rumfliegen, da sie sonst nur Blödsinn machten und er sie schwer davon abhalten konnte. Rena folgte Maki gut gelaunt. Sie durchquerten die Stadt, erreichten den freien Hafen, an dem Maki diesen Morgen erst angekommen war. Das Schiff war bereits weg und als er in den Süden aufgebrochen war, hatte er das Schiff im Voraus buchen und zwei Wochen warten müssen, bis es diese Insel erreicht hatte, um ihn mitzunehmen. „Wir müssen schwimmen.“ Rena nickte und warf einen Pokéball, aus dessen rotem Licht ein rosa Pokémon im Wasser landete. „Du hast Quabbel nicht trainiert, während ich weg war, oder?“ „Ich bin deine Assistentin in deinen Zaubershows…wofür soll ich trainieren?“ „Rena, ich gab dir nicht umsonst ein Team, das wie meines ist. Ich will dich zu meinem Ersatz ausbilden, wenn ich auf Reisen gehe.“ Rena schnaubte beleidigt. „Und dir ist nie in den Sinn gekommen, dass ich dich vielleicht begleiten will?“ Maki wollte etwas antworten, aber Rena war bereits auf Quabbel gesprungen und schwamm voraus. Maki holte sein Apoquallyp heraus und setzte sich auf es. Er folgte den beiden Richtung Norden – Richtung Festland.

TBC: Nächste Route oder Stadt